Ob Neuwagen oder Gebrauchtwagen: Was Sie beim Autokauf beachten sollten
Nicht alle Tage kauft man ein Auto. Der Autokauf will gut überlegt sein, sowohl beim Neuwagen als auch beim Gebrauchten. Da gilt vor allem eine Regel: Immer mit der Ruhe!
Hoher Spritverbrauch, störrische Sicherheitsgurte und elektronische Funktionen, die zunehmend machen, was sie wollen – Annika und Murat Akgül können es einfach nicht mehr leugnen: Ihr blauer Familien-Van ist in die Jahre gekommen. Das Ehepaar beschließt daher, sich um Ersatz zu kümmern. Es soll wieder ein Neuwagen sein. Da der letzte Autokauf schon einige Zeit her ist, wollen sie erst einmal genau recherchieren
BITTE MIT SYSTEM: SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM TRAUMAUTO
Gut informiert in den Autokauf zu gehen, ist die halbe Miete. Damit machen die Akgüls zu Beginn des Projekts „Neuwagen“ schon einmal alles richtig. Ein Neuwagen aus dem Autohaus soll es sein. Dabei sind diese ersten Schritte hilfreich:
DAS AUTOHAUS: DARAUF SOLLTEN SIE ACHTEN
Wohl jeder wünscht sich ein faires Verkaufsgespräch. Im Autohaus sollten Sie ausreichend Möglichkeit bekommen, sich das Auto anzuschauen, sich ans Steuer zu setzen – und insbesondere auch eine Probefahrt mit dem Wagen zu machen. Bevor Sie auf Spritztour gehen, sollten Sie sich genau über die Versicherungskonditionen im Schadensfall informieren. Es gibt Zusatzversicherungen für die Probefahrt, mit denen Sie für wenige Euro einen eventuellen Selbstbehalt absichern können.
DER PREIS: SO HOLEN SIE DAS BESTE FÜR SICH RAUS
Viele Faktoren nehmen Einfluss darauf, welche Summe am Ende im Kaufvertrag steht. Hier einige Tipps, mit denen Sie das Ergebnis positiv beeinflussen können:
VOR ORT: SO SOLLTE DIE BESICHTIGUNG DES GEBRAUCHTWAGENS ABLAUFEN
Es gibt unheimlich viele Punkte, auf die beim Kauf eines Gebrauchten zu achten ist. Auf der Website eines Automobilclubs hat Karola Hermes für den Besichtigungstermin eine Checkliste heruntergeladen, mit der sie den Zustand des Autos systematisch prüfen kann. Zum Termin begleitet sie außerdem eine Bekannte, die Kfz-Mechanikerin ist. Professionelle Hilfe sollte sich nach Möglichkeit jeder organisieren, der ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen möchte.
Wer sich einen Gebrauchtwagen anschaut, sollte folgende Punkte beachten:
ORT UND ZEIT
Die Besichtigung sollte im Hellen und Trockenen stattfinden. Schlechtes Licht und Nässe können die Augen über Schäden hinwegtäuschen. Das Fahrzeug sollte sauber sein, damit der Zustand von Lack, Karosserie und Innenraum gut einschätzbar ist. Außerdem sollte der Wagen nicht gerade gefahren worden sein.
VERKÄUFER
Hören Sie hier immer auf Ihr Bauchgefühl. Werden Sie misstrauisch, wenn der Anbieter anfängt, Druck zu machen. Wer drängelt, hat möglicherweise keine seriösen Absichten. Auch hinter ständigen Ablenkungen, während Sie sich das Auto anschauen, kann System stecken. Ausweichende oder unpräzise Antworten auf Fragen sind ebenfalls ein Alarmsignal. Oder, wenn der Verkäufer erst auf Nachfrage frühere Schäden eingesteht.
VERKAPPTE PROFIS
Wenn der Verkäufer Sie bei der Kontaktaufnahme fragt, für welches Auto Sie sich interessieren, kann es sich um einen verkappten Händler handeln. Weitere Indizien dafür sind rote Nummernschilder am Fahrzeug, mit Reifenfarbe geschwärzte Reifenflanken oder dass der Anbieter nicht als Eigentümer im Fahrzeugbrief eingetragen ist. Auf diese Weise soll die für Händler verpflichtende Sachmängelhaftung umgangen werden.
KAROSSERIE
Matte Stellen, Farbunterschiede oder unregelmäßige Abstände zwischen zwei Bauteilen – zum Beispiel an den Spalten rund um die Türen oder zwischen Motorhaube und Kotflügel – deuten auf einen Unfall hin, der auch die Karosserie verzogen hat. Prüfen Sie, ob auf dem Boden unter dem Auto Tropfen von Flüssigkeit zu sehen sind.
INNENRAUM
Halten Sie im Kofferraum, unter Teppichen oder im Radkasten nach feuchten oder rostigen Stellen Ausschau. Rost versteckt sich häufig auch an den Unterseiten von Türen oder Heckklappen. Verschlissene Sitze und abgegriffene Lenker deuten auf sehr viele gefahrene Kilometer hin. Machen Sie den Geruchstest: Riecht es muffig im Auto, gibt es wahrscheinlich irgendwo eine undichte Stelle. Lassen Sie sich nicht von einem zu frischen Duft hinters Licht führen. Es gibt spezielle Pflegemittel und Sprays, die Altersspuren überspielen sollen. Testen Sie elektrische Funktionen wie Zentralverriegelung, Fensterheber, Sitzheizung, Radio oder Klimaanlage, aber auch die Sicherheitsgurte.
PAPIERE
Hatte das Auto laut Fahrzeugbrief in wenigen Jahren viele Besitzer, macht das keinen guten Eindruck. Eventuell wollten die Eigentümer es wegen häufig anfallender Reparaturen schnell wieder loswerden. Ebenso verdächtig ist es, wenn der Verkäufer den Wagen nicht lange selbst gefahren hat. Das Inspektions-Scheckheft sollte lückenlos gefüllt sein und der Bericht von der letzten Hauptuntersuchung vorliegen. Vorsicht, wenn es nicht mehr lange bis zum nächsten HU-Termin ist. Dann soll das Auto vielleicht noch vorher weg.
MOTORRAUM
Blitzt und blinkt der Motor, kann es sein, dass mit einer Motorwäsche Schäden kaschiert werden sollen. Ölverschmiert sollte der Motor jedoch auch nicht sein. Ist das Kühlwasser im Ausgleichsbehälter trüb, ist höchstwahrscheinlich die Zylinderkopfdichtung kaputt. Überprüfen Sie Gummibauteile auf Schäden wie Risse. Das Flüssigkeitsniveau im Bremsflüssigkeitsbehälter muss ordnungsgemäß sein. Beim Anlassen sollte sich der Motor gut anhören. Ob er auffällige Geräusche macht, kann letztendlich nur ein Experte oder eine Expertin heraushören. Kommt der Gebrauchtwagen für Sie in die engere Auswahl, sollten Sie einen professionellen Gebrauchtwagen-Check vorschlagen.
PROBEFAHRT
Darauf dürfen Sie auf keinen Fall verzichten. Achten Sie unter anderem darauf, ob der Motor einwandfrei anspringt und das Auto auf ebener Fahrbahn exakt geradeaus fährt. Auch das ist wichtig: Reagiert das Auto gut auf Bewegungen des Lenkrads? Lassen sich die Gänge leicht einlegen? Halten Sie auf einem Parkplatz an und begutachten Sie den Wagen ganz ungestört. Tipp: Berühren Sie nach der Fahrt die Felgen. Sind sie übermäßig erhitzt, kann das ein Zeichen für Probleme mit der Bremsmechanik sein.
ABSCHLUSS
Sind Sie sich mit dem Verkäufer einig geworden, schließen Sie einen schriftlichen Vertrag ab. Es gibt viele Vordrucke im Internet, die Sie dafür verwenden können. Bezahlen Sie erst, wenn Ihnen zum Fahrzeug alle Fahrzeugpapiere im Original, Schlüssel sowie HU-/AU-Bescheinigung vorliegen. Halten Sie alles in einem Übergabeprotokoll schriftlich fest.