Auf eigenen Rädern: So finden Sie das richtige Anfängerauto für Ihr Kind

Sie wollen ihrem Kind ein erstes eigenes Auto kaufen? Was soll es sein: günstiger Gebrauchter oder cooler Sportflitzer? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich immer individuell. Aber es gibt Überlegungen, die Sie für jedes Anfängerauto anstellen sollten. Mit unseren Tipps fährt Ihr Sprössling sicher.

Den Führerschein hat Alexander Döber schon seit Monaten in der Tasche. Seinen 18. Geburtstag in wenigen Wochen kann er aber kaum noch erwarten, denn dann bekommt er von seinen Eltern sein erstes eigenes Auto geschenkt. Martina und Thomas Döber ist es sehr wichtig, dass ihr Sohn von Anfang an Erfahrung im Straßenverkehr sammelt und so schnell Routine – und damit Sicherheit – als Fahrer gewinnt.

Über das passende Auto denken sie intensiv nach und wollen nichts übereilen. Zu viele Faktoren wie etwa Fahrzeugklasse, Ausstattung, Motorenleistung, Alter des Autos und natürlich Kosten spielen in die Entscheidung hinein. 
Ihnen geht es ähnlich wie den Döbers? Dann sind Sie hier genau richtig. Die wichtigsten Punkte, die es beim Kauf eines Anfängerautos zu beachten gilt, haben wir für Sie zusammengefasst. 

OBERSTE PRIORITÄT HAT DAS THEMA SICHERHEIT

Daniel Fabricius vom RCI-Versicherungs-Service begrüßt es, wenn Eltern bei der Auswahl eines Anfängerautos gründlich vorgehen: „Schließlich ist das eine enorm wichtige Entscheidung. Oberste Priorität dabei hat das Thema Sicherheit – ganz egal, ob es am Ende ein Neuer oder ein Gebrauchter wird.“ 

Autos für Fahranfänger sollten immer den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Diese Features sind Pflicht, wenn Ihr Kind sicher unterwegs sein soll: 

  • Anti-Blockier-System (ABS)
  • Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP)
  • mindestens Airbags für Fahrer und Beifahrer

Sinnvolle Ergänzungen können neuere Fahrerassistenzsysteme wie Spurhalte-Hilfen oder ein Kollisionswarner sein. Auch Notbremsassistent mit Fußgängererkennung oder ein Notbremssystem sind einen Gedanken wert. Die treiben den Preis allerdings nach oben. Auch eine Klimaanlage, die die Konzentration bei Fahrten an heißen Tagen fördert, ist eine Überlegung wert.

GROSS ODER KLEIN? STARK ODER SCHWACH?

Für Einsteiger sind Klein- oder Kompaktwagen eine gute Wahl. Sie sind nicht nur günstiger in der Anschaffung, sondern für ungeübte Fahrer auch leichter in der Handhabung, wenn es beispielsweise ans Wenden und Einparken geht.

Steht die Fahrzeugklasse fest, können Sie die nächsten Fragen angehen:

  • Wie stark sollte der Motor sein?
    Grundsätzlich verbraucht ein Motor mit mehr PS auch mehr Kraftstoff. Aber: Muss Ihr Kind häufig auf die Autobahn, um etwa zur Schule oder zum Ausbildungsplatz zu kommen, sind leistungsschwache Motoren im Vergleich die weniger ökonomische Wahl. Trotzdem: PS ohne Ende sind für einen Fahr-Newbie, der oder die sich leicht überschätzt, keine gute Wahl. Übrigens auch mit Blick auf die Kfz-Versicherungskosten nicht, die bei starken Motoren steigen.
  • Benzin oder Diesel – oder keins von beiden?
    Ein Dieselmotor verbraucht zwar weniger, ist aber teurer in der Steuer auch im Kaufpreis. Beziehen Sie ruhig E-Autos in Ihre Suche mit ein. Beim Kraftstoff kann Ihr Spross dann tüchtig sparen – und gleichzeitig viel für das Klima tun.

Die Vorteile der Elektromobilität

  • Öffentlich gefördert: Aktuell profitieren Elektrofahrzeuge von einer Umweltprämie, die zu gleichen Teilen von Hersteller und Bund kommt.
  • Fahren ohne Emissionen: Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge stoßen im Fahrbetrieb weder CO2 noch andere Schadstoffe aus.
  • Günstig geladen: Das Laden eines vollelektrisch betriebenen Fahrzeugs ist günstiger als bei herkömmlichen Antriebsmitteln.

GEBRAUCHTE MIT SORGFALT AUSWÄHLEN

Anfängerautos sind häufig „Gebrauchte“. Schrammen oder Beulen, die Fahranfängern leicht passieren können, sind dann weniger ärgerlich. Beim Kauf eines älteren Autos, sollte man aber darauf achten, dass nicht schon bald die ersten Verschleißreparaturen anstehen.

Das sollten Sie auf der Suche nach einem Gebrauchtwagen beachten:

  • Die Hauptuntersuchung (HU) wurde kürzlich ohne Beanstandung durchgeführt. Das weist auf einen soliden Gesamtzustand hin.
  • Das Auto hat möglichst wenig Kilometer auf dem Tacho und im Scheckheft sind regelmäßige Inspektionen dokumentiert.
  • Konzentrieren Sie Ihre Suche auf so genannte Volumenmodelle, die in großer Stückzahl produziert wurden. Kinderkrankheiten in punkto Technik haben diese Modelle weitestgehend überwunden.
  • Ist das Auto sehr günstig, stecken vielleicht technische Macken dahinter oder es war in einen Unfall verwickelt. Schauen Sie genau hin: Sind Türen verzogen? Sehen Sie Schweißnähte, wo keine hingehören? Sind die Reifen außen und innen nicht gleichmäßig abgenutzt? All das kann auf einen Unfallwagen hinweisen.
  • Sie sind kein Autoexperte? Fragen Sie Verwandte oder Bekannte, die sich gut auskennen, ob sie sich den Wagen einmal anschauen würden. Oder beauftragen Sie eine Prüfbehörde mit einem Gebrauchtwagencheck.
  • Machen Sie eine Probefahrt und testen Sie den Wagen sowohl auf der Landstraße als auch auf der Autobahn. Bevor Sie losfahren, klären Sie Ihre Absicherung, falls es zu einem Unfall kommt.
  • Lassen Sie sich beim Kauf von einem Händler eine einjährige Gebrauchtwagengarantie geben.
  • Und überlegen Sie eine Gebrauchtwagengarantieverlängerung abzuschließen, damit sind Sie langfristig abgesichert.

ODER DOCH LIEBER EIN NEUWAGEN?

Eine Alternative zum Gebrauchten sind Neuwagen oder Leasingfahrzeuge. Was spricht dafür – und was dagegen? Für einen Neuwagen spricht, dass sie stets auf dem aktuellen Stand der Technik sind – auch bei den Sicherheitsfeatures. Bei deutlich höheren Anschaffungskosten tut die erste Beule oder Schramme dafür deutlich mehr weh.

Überlegen Sie auch, ob ein Leasingfahrzeug in Frage kommt, vor allem wenn Sie das Fahrzeug nur für einen bestimmten Zeitraum, wie zum Beispiel die Ausbildungszeit ihres Kindes, nutzen möchten. 

DAS IST BEI DER KFZ-STEUER ZU BEACHTEN

Ein weiterer Kernpunkt bei der Entscheidung für ein Anfängerauto sind die zu erwartenden Kosten für die Kfz-Steuer und die Kfz-Versicherung.

Bei der Steuer sind gebrauchte, insbesondere ältere, Autos häufig teurer als Neuwagen. Der Schadstoffausstoß spielt dafür eine ausschlaggebende Rolle. Anfängerautos sollten mindestens über die Euro-4-Abgasnorm und – handelt es sich um einen Diesel – einen Partikelfilter verfügen. Ein weiteres Kriterium für die Steuer ist der Hubraum des Wagens: Je größer er ist, desto teurer wird die Steuer.

DAS SPIELT EINE ROLLE FÜR DIE KFZ-VERSICHERUNG

Beim Thema Kfz-Versicherung lohnt sich ausführliche Recherche. Besonders für Eltern, deren Kind ein Fahranfänger ist und deshalb meist teurer in der Versicherung. Für die Kosten der Kfz-Prämie spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle:

  • Schadensfreiheitsklasse (SF) des Halters: Sie zeigt den Versicherern, wie lange ein Autofahrer ohne Versicherungsschaden unterwegs ist. SF1 wird man nach einem unfallfreien Jahr einsortiert. Hier ist in der Regel um die 100 Prozent der Beitragssumme fällig. Für SF2 sind dann ca. 85 Prozent des Beitrags fällig – immer aber entsprechend der individuellen Regelungen der einzelnen Versicherer. Bei jungen Fahrern ist die unfallfreie Zeit entsprechend kurz, die Schadensfreiheitsklasse dementsprechend ungünstig. Fahranfänger gibt es während der ersten drei Jahre die Sonderklasse SF0, in der höhere Beiträge (200 Prozent und mehr) gezahlt werden müssen.
  • Regionalklasse des Wohnorts: Jeder einzelne der 413 deutschen Zulassungsbezirke hat seine eigene Schadenbilanz. Sie wird jährlich neu berechnet. Die Regionalklasse gibt Auskunft darüber, wo es viele und teure Schäden gibt und wo es kaum zu Unfällen kommt.
  • Typklasse des Fahrzeugs: Sie spiegelt die Schaden- und Unfallbilanzen jedes in Deutschland zugelassenen Automodells wider. Berechnungsbasis sind die Fahrzeugschäden und die dadurch verursachten Reparaturkosten der letzten drei Jahre. Die Typklasse gibt unter anderem Auskunft darüber, wie oft ein bestimmtes Fahrzeugmodell in Unfälle verwickelt ist oder gestohlen wird. Die Typklassen reichen in der Haftpflicht von 10 bis 25 beziehungsweise bis 34 in der Voll- oder Teilkasko. Dabei gilt: Je niedriger die Zahl, desto besser.

NICHT NUR KÄUFER, AUCH HALTER SEIN

Wenn Sie ein bestimmtes Modell als Anfängerauto im Auge haben, können Sie online nachschauen, in welche Typklasse es eingestuft ist. Lebt ihr Kind nicht mehr bei Ihnen zuhause, können Sie die Regionalklasse seines Wohnorts mit der Ihres eigenen vergleichen. Vielleicht lohnt es sich ja, dass Sie als Halter und Versicherungsnehmer für das Auto fungieren.

„Oft kann man die Versicherungskosten senken, indem man das Anfängerauto auf die Eltern oder einen Verwandten zulässt. Sie haben meistens eine höhere Schadenfreiheitsklasse und befinden sich eventuell in einer günstigeren Regionalklasse“, sagt Daniel Fabricius vom RCI Versicherungs-Service. „Allerdings müssen Fahranfänger dann damit leben, dass die Knöllchen bei Mama und Papa im Briefkasten landen.“ 

ZUSATZFAHRERSCHUTZ NICHT VERGESSEN

Bis es soweit ist, dass Ihre Tochter oder Ihr Sohn mit dem eigenen Auto unterwegs sind, dürfen Sie vielleicht ab und zu Ihr Fahrzeug benutzen. Beachten Sie dabei unbedingt, ob die Sprösslinge auch zum bei der Versicherung angegebenen Fahrerkreis gehören. Sollte das nicht der Fall sein und Sie verleihen Ihren Wagen nur sporadisch, sollten Sie unbedingt über einen Zusatzfahrerschutz (Link auf Basisartikel) nachdenken. Auf der Seite www.zusatzfahrerschutz.de erfahren Sie mehr.

EIN ASS IM ÄRMEL: BEGLEITETES FAHREN

Jugendliche in Deutschland können ein halbes Jahr vor Ihrem 17. Geburtstag mit der Fahrausbildung beginnen. Bestehen sie die theoretische und praktische Prüfung, bekommen sie nach ihrem 17. Geburtstag eine „Prüfungsbescheinigung“. Zusammen mit dem Personalausweis gilt sie als Fahrerlaubnis – aber nur, wenn sie mit einer eingetragenen Begleitperson unterwegs sind. Der Mitfahrer muss mindestens 30 Jahre alt sein, seit mindestens fünf Jahren ununterbrochen einen Führerschein haben und darf nicht mehr als einen Punkt in Flensburg haben. 

Für Fahranfänger ist das Begleitete Fahren ab 17 (BF17) eine sehr gute Möglichkeit, bis zu ihrem 18. Geburtstag Routine beim Fahren zu entwickeln. Studien haben gezeigt, dass Jugendliche, die am BF17 teilgenommen haben, 20 Prozent weniger Unfälle verursachen als Führerscheinneulinge, die BF17 nicht genutzt haben. Und noch ein Vorteil: Das wissen auch die Kfz-Versicherer. Wer am BF 17 teilgenommen hat, erhält bei vielen Anbietern eine Beitragsermäßigung.

Weitere Infos: bf17.de